23.08. – 28.11.2022 | Sonderausstellung: Wechselseitig. Rück- und Zuwanderung in die DDR 1949 bis 1989 | Gedenkstätte Amthordurchgang Gera
Wechselseitig erzählt die kaum bekannte Geschichte jener Menschen, die von der Bundesrepublik in die DDR übersiedelten. Die Erinnerung an die mehr als drei Millionen Menschen, die den umgekehrten Weg wählten, ist dagegen fest im gesellschaftlichen Gedächtnis verankert.
Die meisten der etwa 500.000 Personen, die in die DDR einwanderten, wechselten vor dem Mauerbau 1961 von West nach Ost. Nur eine Minderheit ging diesen Weg aus politischer Überzeugung. Die meisten Übersiedler kehrten zurück zu ihren Familien und Freunden, hatten sich verliebt, flohen vor Strafverfolgung, folgten dem Ruf der Kirchen, suchten Arbeit, ein besseres Leben oder einen persönlichen Neuanfang: Migration als Normalfall der Geschichte. Erst der Kalte Krieg mit seiner Systemkonkurrenz zwischen Ost und West macht diese Migrationsgeschichten zu etwas Besonderem.
Wechselseitig lässt diesen Aspekt der deutsch-deutschen Geschichte am Beispiel der Lebenswege von mehr als 20 prominenten und unbekannten Übersiedlern lebendig werden. Die Frauen und Männer, die in dieser Ausstellung zu sehen sind, wechselten seit den 1950er Jahren bis in die späten Achtziger die innerdeutsche Grenze. Ihnen erging es recht unterschiedlich, das Spektrum der Lebensgeschichten reicht von einem erfüllten und zufriedenen Leben in der DDR über Bespitzelung im Alltag bis hin zu Haft, Flucht und Tod.
Wechselseitig geht auch auf übergreifende Themen der West-Ost-Migration ein: die Prozedur in den Aufnahmeheimen, die Erfahrungen der Übersiedler in der DDR-Gesellschaft, auf die oft entscheidende Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit, die deutsch-deutschen Propagandaschlachten, auf die Auslandsspionage der DDR und wie es rückbeorderten Kundschaftern erging.